In Reimlingen soll ein Bauernhof-Kindergarten entstehen. Was Daniela Golder-Eisenbarth und Stefan Eisenbarth Kindern dort bieten wollen.
Ein Beitrag der Augsburger Allgemeine
Obst im Garten pflücken, mit selbst angebautem Gemüse kochen, vielleicht sogar die Geburt eines Kalbes miterleben: Wenn Kinder so aufwachsen, dann stärkt sie das für den Rest ihres Lebens – da sind sich Daniela Golder-Eisenbarth und Stefan Eisenbarth sicher. Deshalb wollen sie in einen Bauernhof-Kindergarten eröffnen. In den vergangenen Jahren haben sie viel Mühe investiert, um das in der Region einmalige Vorhaben in die Wirklichkeit umzusetzen – und fast hatten sie die Hoffnung schon aufgegeben.
(Bürgermeister Jürgen Leberle (rechts) mit Daniela Golder-Eisenbarth, Stefan Eisenbarth und Tochter Nora.)
Eisenbarth arbeitet hauptberuflich als Fluggerätemechaniker und Industriemeister. Vor knapp zwölf Jahren kam der 43-jährige Herkheimer zur Landwirtschaft: Seitdem hält er mit seinem Bruder eine Galloway-Mutterkuhherde, mit der die beiden Naturschutzflächen beweiden. 2012 kaufte er den Bauernhof „Wennenbauer“ am Reimlinger Ortsrand, einen früheren Milchviehbetrieb. Aus diesem Hof soll nun ein Kindergarten werden. „Ich werde Hausmeister sein und mich um die Tiere kümmern“, sagt der Herkheimer.
Der Bauernhof bietet viel Platz zum Spielen
„Was gibt es Schöneres, als auf einem Bauernhof in den Kindergarten zu gehen?“, fragt die Mutter. In Deutschland gibt es ihr zufolge 40 Bauernhof-Kindergärten. Vom Ries aus sei der nächste rund 50 Kilometer entfernt. Als die beiden die Idee hatten, habe das Landratsamt der gelernten Krankenschwester empfohlen, eine Ausbildung zur Tagesmutter zu machen. Anschließend hat sie noch einen Abschluss als Fachwirtin für Gesundheit und Soziales draufgesetzt. Die 41-jährige Alerheimerin wird die geschäftliche Leitung des Kindergartens übernehmen. Fürs Erzieherische wollen die privaten Träger mehrere Angestellte einstellen, unter anderem eine pädagogische Leitung.
Auf dem Gelände leben viele Tiere
Während die Herde hauptsächlich außerhalb des Hofs weidet, sind meist mehrere Kälber und ihre Mutterkühe dort. „Die werden die Kinder auch mal durch das Gatter streicheln können“, sagt Golder-Eisenbarth. Auf dem Hof wohnen auch drei Schafe – bei denen können die Kinder näher ran, weil sie sehr klein sind. „Das ist die kleinste Zwergschafrasse der Welt.“ Auch Katzen und Hasen leben auf dem Hof. Hühner sollen noch dazukommen. Die meiste Zeit sollen die Kinder im Freien auf dem Hof oder im 150 Meter entfernten Waldstück verbringen. Wenn das Wetter dies nicht zulässt, gibt es aber ein 180 Quadratmeter großes, komplett saniertes Holzhaus. „Dort werden wir basteln, musizieren, gemeinsam kochen und jeden Tag frühstücken“, sagt die Sozialwirtin. Demnächst wird das Kindergartengebäude saniert.
Auf dem Weg dorthin hatten sie einen wichtigen Unterstützer: Bürgermeister Jürgen Leberle. Laut ihm hat es etwas Arbeit gekostet, die Gemeinderäte zu überzeugen, obwohl sie das Projekt grundsätzlich befürwortet hätten. Das Gremium hatte große Sicherheiten von den Trägern verlangt, weil die Gemeinde die staatliche Förderung zurückzahlen müsste, sollte etwas schiefgehen. Mittlerweile hat der Rat zugestimmt.
Noch kann man sich nicht beim Bauernhof-Kindergarten anmelden
Das Ehepaar will den Bauernhof-Kindergarten im Laufe des nächsten Jahres eröffnen. Er wird täglich von 7 bis 14.30 Uhr geöffnet haben und Platz für 20 Kinder bieten. Die beiden würden gerne mit dem bestehenden Reimlinger Kindergarten zusammenarbeiten. Sie können sich zum Beispiel vorstellen, dass die Kinder von dort die Tiere auf dem Hof besuchen können. Und die Kinder werden sowieso aus einem größeren Gebiet kommen. Die Stadt Nördlingen beteiligt sich, ihr stehen sieben Plätze zu. „Es haben sich schon viele Eltern und Erzieher bei uns gemeldet.“ Die Eltern kamen aus einem Umkreis von 15 Kilometern. Vorerst könne man aber keine Anmeldungen entgegennehmen.
Author: Phillip Wehrmann